Anke Kähler hat im Magazin LandInForm einen Beitrag "Der Raubbau geht uns alle an" verfaßt

Nach wie vor unterliegen die kleinen und mittleren Betriebe des Handwerks ebenso wie Betriebe der bäuerlichen Landwirtschaft einer folgenschweren Vernichtung von Vermögen. Das erbitterte Festhalten am Fortschritt durch beständiges Wachstum sowie die daraus resultierenden Industrialisierungs- und Konzentrationsprozesse verschlingen im Bereich der Land- und Lebensmittelwirtschaft fruchtbare Ackerböden, Biodiversität, kleine und mittlere Betriebe und damit umfassendes Wissen und Können. So wird genau das Vermögen vernichtet, das gebraucht wird, um in überschaubaren Wertschöpfungsketten nach sozial und ökologisch vertretbaren Maßstäben eine regionale Grundversorgung sicherzustellen.

 


Von den Folgen besonders betroffen ist der ländliche Raum. Aus den Dörfern verschwinden immer mehr Höfe und Handwerksbetriebe. So auch die lokalen Bäckereien, die bislang – ganz nebenbei – zahlreiche wichtige soziale Funktionen erfüllen. Auch in dieser Branche sind die Konzentrationsprozesse
der vergangenen Jahrzehnte klar erkennbar: Nahezu 60 Prozent des Gesamtumsatzes an Brot und Backwaren in Deutschland liegt in der Hand von knapp
drei Prozent aller backenden Unternehmen. Das Handwerk insgesamt ist mit diversen Herausforderungen konfrontiert. Dazu zählen der existenzbedrohende Mangel an Mitarbeitern und Betriebsnachfolgern sowie ein Übermaß an bürokratischen, unzweckmäßigen Reglementierungen. Ein Sachverhalt jedoch trägt noch stärker zum Rückgang handwerklicher Betriebe und damit zur Schwächung regionaler Strukturen bei: die finanzielle Belastung menschlicher Arbeit
durch Steuern und Sozialabgaben. Hier gehört Deutschland laut einer OECD-Studie weltweit zu den Spitzenreitern unter den Industrieländern. Gerade die zahlreichen positiven gesellschaftlichen Funktionen des Handwerks – etwa der Erhalt sinnstiftender Arbeitsplätze, die Standortverbundenheit der Betriebe und ihr Beitrag zum Erhalt und zur Rekonstruierung resilienter, regionaler Versorgungsstrukturen – verlangen jedoch danach, Arbeit finanziell zu entlasten und
eine sozial-ökologische Steuerreform auf die Tagesordnung zu setzen. Dennoch beweisen – den schlechten Bedingungen zum Trotz – seit einigen Jahren mutige, sich wandelnde Bäckereibetriebe, dass kleine lokale Unternehmen im ländlichen Raum sehr erfolgreich sein können. Zu ihren Konzepten gehören die können- und wissensbasierte handwerkliche Herstellung ohne industrielle Inputs sowie Transparenz und Fairness entlang nachhaltiger, regionaler Wertschöpfungsketten.

Quelle: Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume, LandInForm.

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