Keine Verunreinigung durch gentechnisch veränderte Rohstoffe in unseren Broten!

Im EU-Trilog zu Neuen Gentechnischen Verfahren (NGT) haben sich am 3./4. Dezember Rat, Parlament und Kommission auf eine Einigung verständigt, die eine umfassende Deregulierung im Umgang mit Neuer Gentechnik vorsieht. Jetzt kommt es auf das Europaparlament und die EU-Mitgliedstaaten an, die Anfang 2026 darüber abstimmen, ob der Kompromiss Gesetz werden soll.


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Als InhaberInnen und Verantwortliche handwerklicher Bäckereien erwarten wir vom Europäischen Parlament und den EU-Regierungen, dass sie klar Position für den nachhaltigen Schutz von Mensch und Natur beziehen. 

Wollen Sie als Verbraucherin und Verbraucher künftig bewusst - ohne Kennzeichnung - im Unklaren gelassen werden, welche gentechnisch veränderten Bestandteile in Ihrer Nahrung stecken? Damit würden Sie die Möglichkeit und das Recht auf eine selbstbestimmte Kaufentscheidung verlieren. 

Wir Bäckerinnen und Bäcker wollen unseren Kundinnen und Kunden weiterhin glaubwürdig zusichern können, was in unseren Broten und Backwaren steckt. Dazu brauchen wir Transparenz und verlässliche Kennzeichnung – keine Aufweichung bestehender Schutzstandards zugunsten gentechnischer Verfahren. 

Die Politik muss außerdem beantworten, ob sie bereit ist, die in den vergangenen Jahren mühsam aufgebauten, erfolgreich funktionierenden gentechnikfreien Märkte mutwillig zu gefährden: 

  • die konventionellen Wertschöpfungsketten, die auf „ohne Gentechnik“ setzen, 
  • die ökologischen Märkte, die auf Vertrauen, Herkunft und Transparenz basieren,
  • und nicht zuletzt das regionale Backhandwerk, das mit diesen Qualitätsversprechen arbeitet. 

Für uns Betriebe stellt sich ganz konkret die Frage: Wer trägt künftig die Verantwortung und den Schaden, wenn Rohstoffe durch neue Gentechnikverfahren verunreinigt werden? Wer ersetzt uns den wirtschaftlichen Verlust, wenn wir unsere Qualitätsversprechen gegenüber Kundschaft und Handel nicht mehr einhalten können, weil klare Regeln und Haftungsfragen fehlen? 

Der vorliegende Gesetzesvorschlag stärkt aus unserer Sicht vor allem die Interessen großer Konzerne. Was fehlt, ist Rechtssicherheit für die gentechnikfrei wirtschaftenden Betriebe entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Zuchtgarten und Acker bis in die Backstube und das Verkaufsregal. Bestehende Schutzmaßnahmen sollen weitgehend abgeschafft werden, ohne dass gleichwertige Sicherungen für Handwerk, Mittelstand und VerbraucherInnen eingeführt werden. 

Der Trilog-Beschluss wurde hinter verschlossenen Türen von nicht direkt gewählten Vertreterinnen und Vertretern in Brüssel getroffen – nach dem Motto „Augen zu und durch“. Für uns fühlt sich dies an wie ein politischer Kniefall vor multinationalen Gentechnikkonzernen, die mit Patenten und Marktmacht mittelständische, vielfältige Züchtungsarbeit und handwerkliche Strukturen in Europa verdrängen könnten. 

Wir sind überzeugt: Weder Bäuerinnen und Bauern noch wir als Bäckerinnen und Bäcker, noch die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland und Europa werden diese Entwicklung einfach hinnehmen. Wir fordern das Europäische Parlament und die Bundesregierung auf, Haltung zu zeigen und dem Verordnungsentwurf in dieser Form nicht zuzustimmen – auch um das ohnehin angekratzte Vertrauen der Zivilgesellschaft in die europäischen Institutionen nicht weiter zu beschädigen. 

Kommt es auf europäischer Ebene dennoch zu einer Zustimmung, werden wir gemeinsam mit anderen Organisationen und Verbänden prüfen lassen, ob diese Verordnung rechtlich angreifbar ist – mit dem Ziel, sie wieder aus der Welt zu schaffen und den Schutz gentechnikfreier Wertschöpfungsketten zu sichern. 

Der fortdauernde Kreislauf, in dem technische Innovationen ökologische und soziale und Probleme lösen sollen, stattdessen neue erzeugen und mit weiteren Technologien „gefixt“ werden – ohne die Ursachen anzugehen – muss beendet werden. Wirksame Nachhaltigkeit braucht einen Systemwandel. 

Wer sich weiter informieren möchte:  

Statements von unserer Partnerin in der Erzeugung, die Bauernstimme / AbL:
Bauernstimme: Gentechnik-Verunreinigungsgesetz stoppen - jetzt kommt es auf das Europaparlament und den EU-Ministerrat an
Bauernstimme: EU-Kompromiss: Gentechnik im Essen verstecken

Eine aktuelle Studie bestätigt, dass es erhebliche Unterschiede zwischen konventioneller Pflanzenzüchtung und Neuer Gentechnik gibt.  

https://www.mdpi.com/1422-0067/26/23/11391  



 

No contamination from genetically modified ingredients in our bread  

 

In the EU trilogue on New Genetic Engineering (NGT), the Council, Parliament, and Commission reached an agreement on December 3rd and 4th that provides for comprehensive deregulation of the use of new genetic engineering. Now it is up to the European Parliament and the EU member states, who will vote in early 2026 on whether the compromise should become law.  

As owners and managers of artisan bakeries, we expect the European Parliament and EU governments to take a clear stance in favor of the sustainable protection of people and nature.  

As a consumer, do you want to be deliberately left in the dark in the future – without labeling – about which genetically modified ingredients are in your food? This would deprive you of the opportunity and the right to make an informed purchasing decision.  

We bakers want to continue to be able to credibly assure our customers about what goes into our bread and baked goods. For this, we need transparency and reliable labeling – no weakening of existing protection standards in favor of genetic engineering methods. 

Policymakers must also answer whether they are prepared to willfully jeopardize the successful, GMO-free markets that have been painstakingly built up during many years: 

  • the conventional value chains that rely on "GMO-free" products, 
  • the organic markets that are based on trust, origin, and transparency, 
  • and, last but not least, the regional bakeries that operate with these quality promises. 

For us as businesses, the question is very concrete: Who will bear the responsibility and the damages in the future if raw materials are contaminated by new genetic engineering methods? Who will compensate us for the economic losses if we can no longer keep our quality promises to customers and retailers because clear rules and liability issues are lacking? 

 

In our view, the current draft legislation primarily strengthens the interests of large corporations. What is missing is legal certainty for GMO-free businesses along the entire value chain – from the breeding garden and field to the bakery and the store shelf. Existing protective measures are to be largely abolished without the introduction of equivalent safeguards for tradespeople, small and medium-sized enterprises (SMEs), and consumers. 

The trilogue agreement was reached behind closed doors in Brussels by unelected representatives – following the motto "eyes closed and just push through." To us, this feels like a political capitulation to multinational biotechnology corporations that, with patents and market power, could displace diverse, SME-run breeding operations and artisanal structures in Europe. 

We are convinced that neither farmers, nor we as bakers, nor consumers in Germany and Europe will simply accept this development. We call on the European Parliament and the German Federal Government to take a stand and not approve the draft regulation in its current form – also to avoid further damaging the already fragile trust of civil society in European institutions. 

Should the regulation nevertheless be approved at the European level, we will, together with other organizations and associations, have it examined whether this regulation is legally contestable – with the aim of repealing it and ensuring the protection of GMO-free value chains. 

The ongoing cycle in which technological innovations are supposed to solve ecological and social problems, but instead create new ones and are "fixed" with further technologies – without addressing the root causes – must be stopped. Effective sustainability requires a system change. 

 

For those who would like more information: 
 

Statements by our partner in farming, die Bauernstimme / AbL:
Bauernstimme: Gentechnik-Verunreinigungsgesetz stoppen - jetzt kommt es auf das Europaparlament und den EU-Ministerrat an
Bauernstimme: EU-Kompromiss: Gentechnik im Essen verstecken

Eine aktuelle Studie bestätigt, dass es erhebliche Unterschiede zwische

A recent study confirms that there are significant differences between conventional plant breeding and new genetic engineering. https://www.mdpi.com/1422-0067/26/23/11391