Für eine nachhaltige EU-Agrarreform – Pour une autre PAC!

Die Europäische Union legt derzeit fest, welche Art der Landwirtschaft in Europa und darüber hinaus in den nächsten zehn Jahren gefördert wird. Jetzt gilt es die Weichen für eine Agrar- und Ernährungswende zu stellen, die im Fokus hat, bäuerliche Leistungen für den Klima-, Arten- und Umweltschutz zielgerichtet und verlässlich zu honorieren.


Dafür sind am 22. Oktober im Rahmen der EU-Aktionstage ‚Good Food Good Farming‘ rund 1000 Menschen - Bäuerinnen, Bauern, ImkerInnen, LebensmittelhandwerkerInnen und Aktive aus der Zivilgesellschaft  - mit lauten Trommel -Rhythmen, dichtem Imker-Smoke und einfallsreichen Symbolen vor das EU Parlament in Strassburg gezogen. Die TeilnehmerInnen der Demonstration aus 15 europäischen Ländern forderten dort: eine Agrar- und Ernährungswende, die der klimapolitischen und ökologischen Notlage gerecht wird, ein Ende des Höfesterbens, mehr Tierwohl und Zugang zu nahrhaftem und nachhaltig produziertem Essen für Alle. Mit dabei waren auch ‚Die Freien Bäcker‘, denn ebenso wie Bauern und Bäuerinnen sind auch die handwerklichen LebensmittelherstellerInnen überall in Europa von der folgenschweren Verdrängung ihrer Existenzen betroffen. Zusammen mit den LebensmittelhandwerkerInnen verschwindet weit mehr:

  • wertvolles Wissen - über biologische Prozesse, Erzeugungs- und  Herstellungsverfahren,
  • handwerkliches Können - dass ohne industrielle Inputs auskommt und damit eine wesentliche Voraussetzung für Unabhängigkeit und Ernährungssouveränität darstellt,
  • lebendige soziale Strukturen regionaler Wertschöpfungsketten - in denen aus Gründen des Selbsterhalts schon immer enkeltauglich, verlässlich und auf Augenhöhe miteinander gewirtschaftet wurde.

In einem Redebeitrag vor dem Europaparlament sagte die Bäckermeisterin und Vorstandsvorsitzende des Die Freien Bäcker e.V.:

„Unsere Ansprüche an die Politik leiten sich von den vielfältigen positiven Funktionen des lokalen Lebensmittelhandwerks und der bäuerlichen Betriebe für das Gemeinwohl in unserer Gesellschaft ab. Wir fordern:

  1. Die Kostenwahrheit für Lebensmittel herzustellen – also soziale und ökologische Kosten in die Einzelhandelspreise einzurechnen.
  2. Menschliche Arbeit steuerlich zu entlasten. Stattdessen sozial und ökologisch schädliche Subventionen einzustellen sowie Gewinne aus Automatisierung zu besteuern.
  3. Die Belastung  der kleinen und mittleren Betriebe des Lebensmittelhandwerks sowie der Landwirtschaft durch das Übermaß an bürokratischen, unzweckmäßigen Reglementierungen zu beenden und durch risikoangemessene Regelungen, entsprechende Beratungsangebote und Qualifizierungen zu ersetzen.
  4. Die Umschichtung der GAP-Mittel zugunsten von Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen, Tierwohlförderung und Existenzgründung.
  5.  Und - nicht zuletzt - eine gemeinsame Lebensmittelpolitik der EU*.

*Mehr zu dieser Forderung siehe:

http://www.ipes-food.org/_img/upload/files/CFP_ExecSummary_DE.pdf