BAUERNPROTESTE

Verbundenheit mit Bauern und Bäuerinnen drückt sich durch verlässliche Partnerschaften und die Zahlung fairer Erzeugerpreise aus!


Mit dem Brandenburger Tor im Hintergrund demonstrieren die Freien Bäcker und das Junge Netzwerk für den Fortbestand bäuerlicher und kleinbäuerlicher Betriebe und Handwerksbetriebe

Würden die Sparbeschlüsse der Regierung wie Ende 2023 geplant umgesetzt, seien – so nachzulesen in aktuellen Veröffentlichungen von Berufsverbänden, wie dem Bäckerinnungsverband West oder dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks – „die Leidtragenden der vom Staat verursachten Mehrkosten“ (neben den Bauern und Bäuerinnen) die Verbraucher.

Auf der Linken Seite ein Haufen Brötchen, rechts vier Laibe Brot. Über den Brötchen steht 80 Stück, über dem Brot steht 4 KG. Untertitelt wird alles mit den Worten 1 Cent.

Wir haben nachgerecht

Würde der Steuervorteil beim Agrardiesel wegfallen, müssten VerbraucherInnen folgende Beträge mehr zahlen. Für: 

  • 1 Kilogramm Weizenbrot rund 0,0025 Euro (d.h. beim Kauf von 4 kg Brot 1 Cent mehr)
  • 1 klassisches Schnittbrötchen rund 0,00013 Euro (d.h. beim Kauf von ~79 Schnittbrötchen 1 Cent mehr)

Angesichts einer solchen „Preiserhöhung“ durch den Wegfall der Dieselsubvention vom „Leid“ der VerbraucherInnen zu sprechen, ist unsachlich und bedient falsche Bilder.

Dennoch – der Protest von Bäuerinnen und Bauern ist zweifelsfrei überfällig

Ob es sich um Getreide, Milch oder andere Produkte handelt – Preise, die Bauern und Bäuerinnen für ihre Produkte erhalten, decken meist nicht die Produktionskosten ab. Die Erzeugerpreise für Getreide befinden sich - nach einem kurzen Zwischenhoch in 2021/22 - seit 2022 wieder im Sinkflug. So fiel etwa der Preis für Backweizen innerhalb eines Jahres (Ende 2022 bis Ende 2023) um mehr als 30 %. Das bedeutet, die Schere zwischen Erzeugerpreisen und den Preisen für Lebensmittel geht weiter auseinander. Fallen die Preise für Agrarrohstoffe, profitieren davon marktmächtige Unternehmen in der Lebensmittelkette. Bereits vor 10 Jahren wies das Bundeskartellamt nach einer Sektoruntersuchung im Lebensmitteleinzelhandel auf hoch konzentrierte Markstrukturen hin. Vier Lebensmitteleinzelhändler Aldi, Edeka, Lidl und Rewe vereinten schon 2014 rund 85 Prozent des bundesweiten Absatzes des Lebensmitteleinzelhandels auf sich und setzen ihre Marktmacht auch für die Verhandlung mit ErzeugerInnen ein. Niedrige, nicht kostendeckende Preise gehen jedoch zu Lasten von bäuerlichen Betrieben, Mensch, Natur, Klima und Tierwohl – während Agrar-, Ernährungs- und Handelskonzerne Milliardengewinne einstreichen.

Sich als Lebensmittelverband oder Lebensmittel herstellendes Unternehmen aufrichtig für die Existenz bäuerlicher Betriebe zu engagieren, erfordert eine grundlegende Auseinandersetzung mit den Bedingungen und Herausforderungen der Landwirtschaft. Betriebe, die aktuelle Erkenntnisse wie „Ohne Bauern - Keine Bäcker“ plakatieren, sollten zugleich in der eigenen Betriebspraxis die Konsequenz dieser Aussage verwirklichen. Das heißt, dafür zu sorgen, dass ErzeugerInnen faire, existenzsichernde Preise erhalten. Anders formuliert, mit Bauern und Bäuerinnen in der Weise zu kooperieren, dass diese auch morgen noch – trotz Klimawandel mit Dauerregen, Hochwasser und zunehmenden Dürren – Getreide und andere Agrarrohstoffe erzeugen können. Nur konsequentes Handeln belegt die Einsicht, dass ohne Bauern und Bäuerinnen kein Brot zu backen ist.

Faire Partnerschaften entlang der Wertschöpfungsketten stärken Versorgungssicherheit und Ernährungssouveränität – die wiederum basiert auf fruchtbaren Böden, Vielfalt auf dem Acker sowie in den Wirtschaftsstrukturen, auf Klimaschutz und Unabhängigkeit von ZüchterInnen, Bauern, Bäuerinnen und LebensmittelhandwerkerInnen.

Genauso wie die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL e.V.) sind auch wir Freien BäckerInnen davon überzeugt, dass die Ursachen für die aktuellen Proteste so vieler Bäuerinnen und Bauern viel tiefer liegen als in der bis vor kurzem geplanten Streichung der Agrardieselbeihilfe und der KFZ-Steuerbefreiung.

Notwendig ist eine klare politische Weichenstellung, die dafür sorgt, Wertschöpfung auf die Höfe zu bringen. Dazu gehört, den Einkauf von Agrarerzeugnissen und Lebensmitteln unterhalb ihrer Produktionskosten zu unterbinden.

In der AbL-Pressemitteilung „Agrarpolitischer 6-Punkteplan - Notwendiges Maßnamenpaket als kurzfristige Reaktion auf die bäuerlichen Proteste“ vom 04.01. heißt es:

„Bäuerinnen und Bauern bekommen die dringend notwendige Ökologisierung des Pflanzenbaus und den Umbau der Tierhaltung, hin zu umweltverträglich und artgerecht, aktuell weder über den Markt noch über die Förderung ausreichend wirtschaftlich honoriert."

Der Verband Die Freien Bäcker e.V. unterstützt deshalb ausdrücklich die Forderungen zur Umsetzung der im 6-Punkteplan der AbL genannten Maßnahmen.

➡➡➡ Zur Petition der ABL

Button mit Link zu Petition der ABL "Agrarpolitik umsteuern"

➡➡➡ Zur Petition der ABL

 

Zudem bekräftigen die Freien BäckerInnen erneut ihre Forderungen:

Preise müssen die ökologische und soziale Wahrheit sagen. Den Faktor Arbeit entlasten und Kapital sowie Ressourcenverbrauch belasten.

An unsere Kollegen und Kolleginnen im Backhandwerk appellieren wir:

Die plötzliche Erkenntnis „Ohne Bauern - Keine Bäcker“ reicht nicht aus! Unterstützt konstruktive Forderungen wie die der AbL. Verbundenheit mit Bauern und Bäuerinnen drückt sich durch verantwortliches Handeln, durch verlässliche Partnerschaften und die Zahlung existenzsichernder Erzeugerpreise aus, die eine klima- und zukunftsgerechte Wirtschaftsweise ermöglichen.

Link zum Agrarpolitischen 6-Punkteplan der AbL:
Agrarpolitischer_6-Punkteplan_als_Reaktion_auf_die_aktuellen_Proiteste__-_Für_Wirtschaftliche_Planbarkeit_faire_Preise_und_eine_gerechte_Transformation_.pdf (abl-ev.de)

Hinweis:
Die Berechnung der Mehrkosten für die Erzeugung von einem Kilogramm Weizen basiert auf der Veröffentlichung von TableAgrifood, 22.12.2023: Agrardiesel-Kürzung: Lebensmittelpreise dürften nur minimal steigen • Table.Media                   Die Erzeugung von einem Kilogramm Weizen würde im Schnitt um 0,24 Cent teurer. Das ergibt sich aus folgenden Werten: Literaturangaben zufolge (z.B. hier) werden beim Weizenanbau je nach Bodenart, Anbaumethode und Feldgröße zwischen 33 und 120 Liter Diesel pro Hektar verbraucht; der Mittelwert liegt bei etwa 85 Liter. Auf einem Hektar werden laut DBV im Schnitt 7,6 Tonnen Weizen geerntet. Pro Kilogramm Weizen sind somit 0,012 Liter Diesel nötig. Wenn der Steuervorteil beim Agrardiesel, der bisher 21,5 Cent pro Liter beträgt, entfällt, wird die Produktion eines Kilogramms Weizen um 0,24 Cent teurer. Ein Kilogramm Weizenmehl, für das 1,3 Kilogramm Weizen benötigt werden, würde bei einer Weitergabe dieser Mehrkosten inklusive Mehrwertsteuer um rund einen Drittel-Cent teurer.

Pressekontakt:
Die Freien Bäcker e.V.Anke Kähler (Vorstandsvorsitzende), Bergstr.50, 30890 Barsinghausen
T: +49 (0)5105 520220   Mail: a.kaehler@die-bäcker.org