Aktion: BODEN-BROT 2021

Aktion ‚BODEN-BROT‘ und Bildungskampagne ‚Boden‘

1. Warum wir Freien Bäcker*innen zum Thema Boden aktiv werden

Weil eine der grundlegendsten Voraussetzung dafür, dass wir täglich gesundes Brot backen können, der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit ist. Doch ist es um den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit zunehmend schlecht bestellt.

 


Als Berufsorganisation mit dem selbstgewählten Motto „Zeit für Verantwortung“  können wir den nächsten Generationen nicht sagen, wir haben von alledem nichts gewusst.

Deshalb geht es bei der Aktion und Kampagne zum Thema BODEN primär um die Vermittlung von Wissen zum Thema Boden sowie zum Erhalt und Aufbau von Bodenfruchtbarkeit.

Auf der Grundlage dieses Wissens – das weder in Berufs- noch Meisterschulen vermittelt wird – geht es im nächsten Schritt ganz konkret darum, durch wirksame Zusammenarbeit von Bäcker*innen mit Bauern und Bäuerinnen die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu verbessern. Bei der Vermittlung bzw. Erlangung von Wissen, werden uns Boden-Expert*innen aus dem wissenschaftlichen Bereich sowie aus bäuerlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen unterstützen.

1.1. Bodenfruchtbarkeit

In einer Hand voll fruchtbarem Boden gibt es mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde. Ihr wichtigster Vertreter, der Regenwurm, ist ein Indikator für die Fruchtbarkeit des Bodens und er besitzt eine Schlüsselfunktion für die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit. „In einem Hektar gesunden Grünlandboden leben eine bis drei Millionen Regenwürmer.“[1]

Die oberste - durch unzählige, winzige Lebewesen belebte Schicht des Bodens - stellt die Grundlage unserer Existenz dar. Sie versorgen im Verborgenen die Pflanzen mit Nährstoffen und Wasser, wandeln organisches Material zu Humus um und sorgen dafür, dass CO2 im Boden gespeichert wird.

Der Begriff „Bodenfruchtbarkeit“ ist nicht eindeutig wissenschaftlich definiert. Am Einfachsten lässt er sich durch folgende Fähigkeiten des Bodens beschreiben: Er ist in der Lage Nährstoffe zu speichern und diese bei Bedarf an die Pflanzen abzugeben, versorgt die Pflanzen bestmöglich mit Bodenwasser und Bodenluft, lässt sich leicht durchwurzeln und ermöglicht eine rasche Umsetzung der organischen Substanz. Der Erhalt und die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit stellen ein Kriterium für die Nachhaltigkeit der Bodenbewirtschaftung dar.

1.2. Sinkende Bodenqualität

„Die Vereinten Nationen schlagen Alarm: Intensive Landwirtschaft und die zunehmende Verstädterung zerstören immer mehr ökologisch wertvolle Flächen.“ Der Bericht der Vereinten Nationen „bezifferte den Verlust auf weltweit 6,3 bis 10,6 Billionen Dollar im Jahr. Die verlorenen Werte können Ernteerträge sein, aber zum Beispiel auch sauberes Wasser. Der jährliche Verlust entspricht laut der Studie 10 bis 17 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts.“[2]

Obwohl die Bundesregierung in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie den Flächenverbrauch bis 2020 auf 30 ha pro Tag senken wollte, wird in Deutschland jeden Tag eine Fläche von rund 58 ha für den Siedlungs- und Verkehrsbau ausgewiesen – meist wertvolles Acker- oder Grünland. Von dem Ziel des Klimaschutzplans der Bundesregierung, den Flächenverbrauch auf Netto Null zu reduzieren, sind wir weit entfernt.[3] In Österreich sieht es nicht anders aus. Jährlich verliert das Land 0,5% seiner Agrarflächen.

„Die wichtigsten Prozesse, die zur Verschlechterung der Bodenqualität beitragen, sind der sinkende Gehalt an organischen Stoffen, Verschmutzung, Versalzung und Verdichtung.“ Zu den Folgen gehören unter anderem: Rückgang der Bodenfruchtbarkeit, verringerte Wasserrückhalte-kapazität, verringerter Abbau von Schadstoffen, Überschwemmungen, Erosion. „Die Verschlechterung der Bodenqualität hat direkte Auswirkungen auf die Qualität von Wasser, Luft und Nahrungsmitteln und wirkt sich negativ auf die biologische Vielfalt und den Klimawandel aus.“[4]

1.3. Klimawandel und Bodenfruchtbarkeit

Andersrum wirkt sich die Klimakrise inzwischen auf die Bodenfruchtbarkeit aus. Höhere Temperaturen und häufige Dürren verursachen Stress für die kleinen Bodenlebewesen. Die Biomasse der kleinen Tiere, die im Boden Pflanzen zersetzen und damit die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten, nimmt sowohl durch den Klimawandel als auch durch eine zu intensive Bewirtschaftung ab (s. Grafik).[5]

Klimawandel und Landnutzung reduzieren die Biomasse der Bodentiere über unterschiedliche Pfade: Das veränderte Klima reduziert die Körpergröße und die Bewirtschaftung die Häufigkeit (der Bodentiere). UFZ / Grafik: Lisa Vogel

1.4. Lokal handeln

„Zwar handelt es sich bei der Bodendegradierung* um ein globales Problem, sie findet jedoch lokal statt und erfordert lokale Lösungen. Ein stärkeres Engagement und eine wirksamere Zusammenarbeit auf lokaler Ebene sind notwendig, um die Bodendegradierung und den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen.“[6]

*Anmerkung: Verschlechterung/Zerstörung der Boden-fruchtbarkeit

1.5. Bodenspekulation

Wertvolle Ackerböden sind nach wie vor Spekulations- und Renditeobjekte (Verkauf von Flächen an Großinvestoren, wie etwa Versicherungen, Agrarholdings oder Lebensmittelkonzerne). Doch Boden und Land gehören in Bauernhand. Denn Bäuerinnen und Bauern - insbesondere in regionalen, transparenten Wertschöpfungsketten - können den Boden so beackern, dass seine natürliche Fruchtbarkeit erhalten bleibt. Doch braucht dies Spielregeln, die von der Politik gestaltet werden müssen. Dazu gehören unter anderem, dass …

  • Maßnahmen zum Schutz des Bodens und zur Pestizidreduktion honoriert werden,
  • existierenden bäuerlichen Betrieben, Junglandwirt*innen und Neugründer*innen der Zugang zu Land ermöglicht wird,
  • der Ausverkauf von Land und Boden an außerlandwirtschaftliche Kapitalinvestoren gestoppt wird.

2. Wie soll die Bildungskampagne zum Themenkomplex BODEN ablaufen                                                       

Mit dem Verkauf der BODEN-BROTE in der Zeit vom 16. Januar bis 27. Februar 2021 ist eine Spende* verbunden, die die Ausbildung von jungen, engagierten Menschen zu „Boden-Botschafter*innen“ ermöglichen soll.

*Hinweis: Zur Durchführung dieser und weiterer Bildungsmaßnahmen gründen die Freien Bäcker e.V. sowie das Junge Netzwerk                                         www.die-freien-baecker.de/nachwuchs/ aktuell eine gemeinnützige Bildungsorganisation.

Das Ziel ist, interessierte junge Menschen aus verschiedenen Netzwerken durch ausgewiesene Boden-Expert*innen in Workshops zu den unterschiedlichen Aspekten zum Thema Boden zu qualifizieren. Im Anschluss sollen sie wiederum ihr Wissen weiter geben. Geplant ist, insbesondere Berufsschulen sowie Auszubildenden und Mitarbeiter*innen in Betrieben des Lebensmittelhandwerks die Durchführung von Veranstaltungen/Workshops zum Thema Boden anzubieten, da dieser Themenkomplex nicht in den Lehrplänen abgebildet wird. Die Zahlung von Aufwandsentschädigungen sowie Reisekosten (aus den Spendeneinnahmen der Aktion) für die Durchführung dieser Workshops soll ermöglichen, dass die „Boden-Botschafter*innen“ ihr Wissen weiter geben können.

Die Aktion BODEN-BROT ermöglicht darüber hinaus, dass sich die Akteure der teilnehmenden Betriebe sowie Verbraucher*innen und (Fach-) Medien positiv dem Thema ‚Boden‘ nähern und das Interesse geweckt wird, sich mit den damit verbundenen Aspekten auseinander zu setzen. So kann es Schritt für Schritt für mehr Betriebe selbstverständlich werden, dass Maßnahmen auf dem Acker zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und zum Humusaufbau eingepreist und von den Betrieben und damit von ihren Kunden entlohnt werden.

3. Infos zu organisatorischen Fragen

3.1. Zeitraum der Aktion BODEN-BROT 

Start ist Samstag, der 16. Januar 2021 in allen Orten, in denen sich Bäckereien beteiligen – parallel zu den ‚Wir-haben-es-satt‘ Aktionen in Berlin. Der Verkauf der ‚Boden-Brote‘ läuft sechs Wochen, bis einschl. Samstag, den 27. Februar 2021.

Zum Auftakt der Aktionswochen am 16. Januar werden vor den teilnehmenden Bäckereien vielfältige Aktionen rund um das Thema Boden durch Gruppen der Unterstützer*innen geplant! Diese werden voraussichtlich einzeln für die Orte organisiert und mit den Bäckereien abgestimmt. Der Freien Bäcker e.V. steht dabei - sofern möglich - unterstützend zur Seite.

3.2. Das BODEN-BROT

…soll, möglichst aus Getreide(-Sorten) gebacken werden, das direkt von lokalen/regionalen Erzeuger*innen, Erzeugergemeinschaften oder regionalen Mühlen bezogen wird.

Es wird kein definiertes Rezept für das BODEN-BROT geben. Mit der Aktion sollen bewusst Vielfalt – im Ackerboden, auf dem Acker sowie in den Brotregalen – präsentiert werden. Nicht zuletzt, um das Vermögen als handwerklich arbeitender Betrieb deutlich zu machen, auf kurzem Wege aus nicht standardisierten, nachhaltig erzeugten Rohstoffen hochwertige, gesunde Brote und Gebäcke herstellen zu können.

3.3. Aktionsmaterial und Infos - vor und während der Aktion

Siehe Anhang: Vorder- und Rückseite der Aktions-Tüte sowie das Plakat (DinA3).

Zusätzlich wird ein Boden-Infoblatt ( in einfacher, allgemein-verständlicher Sprache) zu der Kampagne erstellt.

Themen:

- Klimarelevanz

- Biodiversität

- Bodenverlust/Versiegelung

- Zugang zu Land und Boden

Weitere Infos zum Thema Boden werden auf einer gesonderten Webpage auf der Website des Die Freien Bäcker e.V. zusammengestellt. Zu den Infos gehören:

  • Links zu Websites von Organisationen, die zum Thema Boden aktiv sind,
  • Filme,
  • Infotexte und
  • eine App des Verbundprojekts museum4punkt0 „BODENTIER hoch 4 – ERLEBEN – ERKENNEN – ERFASSEN – ERFORSCHEN“ (die Ende 2020 freigeschaltet wird)

Auf der Aktions-Tüte wird sich ein QR-Code befinden, über den interessierte Verbraucher*innen auf die Webpage zu der Aktion gelangen. Begrüßt wird, wenn auch weitere Organisationen Infos zum Thema Boden sowie zu der Aktion auf ihren Webseiten veröffentlichen.

3.4. Welche Bäckereien - außer Betrieben des Die Freien Bäcker e.V. - können sich beteiligen

Kriterien für Bäckereien, die sich an der Aktion beteiligen können:

  • Möglichst Betriebe (ökologisch sowie konventionell arbeitend) die direkt von Bauern und Bäuerinnen, Erzeugergemeinschaften oder lokalen/regionalen Mühlen beliefert werden,
  • in denen handwerklich gearbeitet wird [d.h. dass die Betriebe - soweit dies von Nicht-Bäcker*innen beurteilt werden kann - ohne industrielle Vorprodukte arbeiten] und Regionalversorger sind.

„Greenwashing“ von Bäckereien, soll vermieden werden. Das bedeutet, Unternehmen denen egal ist, wer ihre Rohstoffe wie erzeugt, ob der gezahlte Preis für die Rohware für die Erzeuger*innen auskömmlich ist, die vom Grundsatz her industriell produzieren und deren Hauptanliegen ist, sich durch die Aktion zu profilieren, sind nicht aufgefordert, an der Aktion teilzunehmen.

3.5. Die Spende  

Pro verkauftem BODEN-BROT im Aktionszeitraum wird 1€ von den teilnehmenden Bäckereien gespendet. Die Spende wird nach Abschluss der Aktion auf das Konto der in Gründung befindlichen gemeinnützigen Bildungsgesellschaft (s. Hinweis oben) eingezahlt.

3.6. Förderung und Unterstützung der Aktion

Die Freien Bäcker*innen sind dankbar für die Unterstützung/Förderung durch Organisationen und Personen, die die Intention und Ziele der Aktion und Kampagne teilen. Möglich ist dies durch:

  • die Aktion bekannt machen
  • bei Bezug zu Handwerksbäckereien diese anfragen/motivieren, sich zu beteiligen
  • mit vielfältigen Aktionen zum Themenkomplex Boden am 16. Januar vor den teilnehmenden Bäckereien dabei sein
  • nach Abschluss der Aktion die Ausbildung der Bodenbotschafter*innen mit Boden-Expert*innen unterstützen
  • mit dem Logo auf dem Plakat dabei sein
  • und, nicht zuletzt, die Kampagne und Ausbildung der Boden-Botschafter*innen finanziell fördern.

[1]https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/pflanzenbau/bodenschutz/bodentiere-regenwuermer.html

[2]https://www.nzz.ch/wissenschaft/klima/verheerende-folgen-der-bodenzerstoerung-1.18613734

[3]https://www.bundesbuendnis-bodenschutz.de/unsere-erklaerung/

[4]https://www.bodenfruchtbarkeit.bio/der-boden

[5]https://nachrichten.idw-online.de/2020/07/28/das-schrumpfen-der-zwerge-durch-den-klimawandel-werden-bodentiere-kleiner-durch-eine-intensive-landnutzung-weniger/

[6] Pressemitteilung, Gemeinsame Forschungsstelle (GFS) – der Wissenschafts- und Wissensdienst der Europäischen Kommission, 21. Juni 2018, Brüssel https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/IP_18_4202